Die 32 wichtigsten Fragen an Ihren Zahnarzt

Die 32 wichtigsten Fragen an Ihren Zahnarzt

Gesundheit beginnt bereits im Mund und strahlend gesunde Zähne wünscht sich jeder. Was tun, damit Sie beherzt in jeden Apfel beißen können? Antworten auf die wichtigsten Fragen gibt Zahnarzt Dr. Meinolf Nagel.

1. Was kann ich zur Gesunderhaltung meiner Zähne tun?
Die Zähne - sowohl die 20 Milchzähne als auch die 32 bleibenden Zähne - kommen gesund in den Mund. Erst durch schlechte und falsche Pflege werden die Zähne und das Zahnfleisch krank. Richtige Pflege, gesunde Ernährung und der regelmäßige Check beim Zahnarzt sind Voraussetzungen für gesunde Zähne.

2. Wie kann ich durch Ernährung etwas für meine Zähne tun?

Mit zahngesunder Ernährung kann jeder dazu beitragen, sich und seine Zähne gesund zu erhalten. So wenig zuckerhaltige Getränke und Speisen wie möglich. Auch Honig - ein sehr wertvolles Naturprodukt - enthält Zucker! Zuviel säurehaltiges Obst ist schädlich. Aber: An apple a day, keeps the doctor away!

3. Wie putze ich meine Zähne richtig?
Zähne und Zahnfleisch müssen ab dem ersten Milchzahn vor den Angriffen der säurebildenden Bakterien geschützt werden. Zwei Dinge sind wichtig: zum einen sollte von Anbeginn eine Systematik erlernt und beibehalten werden. Hier hat sich die AKI-Technik bewährt: Zuerst die Außenflächen, dann die Kauflächen und dann die Innenflächen der Zähne. Zur Putztechnik: Nicht horizontal schrubben, sondern kreisförmig. Spezielle Putztechniken bei Zahnfleischproblemen, z. B. freiliegenden Zahnhälsen sollten mit dem Zahnarzt bzw. der Prophylaxehelferin besprochen werden.

4. Welche Zahnbürste ist für mich die richtige?
Die Zahnbürste sollte Kunststoffborsten haben und keine Naturborsten. Die Borsten sollten am Ende abgerundet und in vielen Borstenbüscheln angeordnet sein. Der Bürstenkopf sollte nicht zu groß sein, der Griff gut in der Hand liegen. Es gibt für jede Altersgruppe die richtige Zahnbürste.

5. Welche Zahnpasta soll ich benutzen?
Das ist relativ egal für die normale Zahnpflege. Sie sollte  fluoridhaltig sein und nicht zu abrasiv. Bei spezieller Problematik, z.B. empfindlichen Zahnhälsen gibt es entsprechende Zahncremes, fragen Sie Ihren Zahnarzt oder seine Prophylaxehelferin.

6. Warum ist Fluor gut für die Zähne?
Fluoridverbindungen werden in den Zahnschmelz eingebaut, und dadurch wird es für die Säureverbindungen der Bakterien schwerer, diesen zu zerstören. Teetrinker haben bessere Zähne! Schwarzer Tee und Grüner Tee enthalten besonders viel Fluor. Auch Fisch, vor allen Dingen Lachs ist gut für die Zähne. Mit einem Vollkornbrot belegt mit Käse haben Sie ein ideales Vesperbrot.

7. Soll ich eine Munddusche verwenden?
Die Munddusche ist als zusätzliches Pflegemittel zur Durchblutungsförderung des Zahnfleisches zu empfehlen. Sie entfernt keinen Zahnbelag (Plaque), ersetzt also nicht Zahnbürste und Zahnseide! Verleiht aber ein gutes Mundgefühl!

8. Wie wirken Mundspüllösungen?
Mundspüllösungen werden gerne nach Zahn- oder Zahnfleischoperationen verordnet. Immer dann, wenn die Mundhygiene eingeschränkt ist, oder wenn eine akute Entzündung vorliegt. Chlorhexidinhaltige Mundspüllösungen sind besonders wirksam, aber nicht für den Dauergebrauch geeignet.

9. Wie reinige ich meine dritten Zähne?
Am besten auch nach jeder Mahlzeit. Es gibt spezielle Prothesenreinigungsbürsten, mit denen man unter fließendem Wasser und etwas Zahncreme die Prothesen sehr gut säubern kann. Auch hier ist die mechanische Plaqueentfernung das wichtigste. Das leisten Prothesenreinigungstabletten nur bedingt.

10. Was tun, wenn ich mal keine Gelegenheit habe, meine Zähne zu putzen?
Den Mund kräftig ausspülen, zuckerfreies Kaugummi verwenden. Es fördert den Speichelfluss und die Selbstreinigung der Zähne. Es gibt zusammenklappbare Reisezahnbürsten.

11. Ersetzt Kaugummi die Zahnbürste?
Nein, aber – wie bereits erwähnt – fördert zuckerfreier Kaugummi den Speichelfluss, der eine gewisse Selbstreinigung bewirkt. Ist aber nur eine Notlösung.

12. Was tun bei verfärbten Zähnen?

Das hängt von der Art der Verfärbung ab. Verfärbte Kunststofffüllungen können erneuert werden. Durch Nikotin und Rotwein verfärbte Zähne können durch eine professionelle Zahnreinigung oder auch durch Bleaching aufgehellt werden. Das gelingt auch manchmal bei devitalen Zähnen.

13. Wie funktioniert Zahnseide?
Die Handhabung von Zahnseide ist etwas kompliziert und sollte am besten von der Prophylaxehelferin  demonstriert werden. Zahnseide ist ideal zur Entfernung von Ablagerungen in den Zahnzwischenräumen. Dabei ist die ungewachste efekktiver.

14. Warum blutet Zahnfleisch beim Zähneputzen?
Weil das Zahnfleisch entzündet ist oder die Zahnbürste nicht mehr in Ordnung ist. Blutet bei einer neuen Zahnbürste das Zahnfleisch beim Putzen, sollten Sie Ihren Zahnarzt aufsuchen. Falsch ist es, aus Angst das Zahnfleisch nicht mehr zu putzen. Dann wird die Entzündung schlimmer!

15. Wie entsteht Parodontitis?
Ursächlich ist bakterielle Plaque verantwortlich. Wird diese nicht gründlich entfernt, führt sie zu Zahnfleischentzündungen und Taschenbildungen. Solange „nur“ das Zahnfleisch betroffen ist, kann der Prozess umgekehrt werden. Ist allerdings der Knochen, in dem die Zahnwurzel steckt, befallen, wird eine Parodontosebehandlung erforderlich.

16. Was ist eine Parodontosebehandlung?
Die Zahnfleisch- und die Knochentaschen, die sich durch die Parodontitis gebildet haben, sind mit Bakterien verseucht. Es gilt für den Patienten wieder eine Situation zu schaffen, dass  er die schädlichen Bakterien von seinen Zähne und seinem Zahnfleisch fernhalten kann. Je nach Taschentiefe werden entsprechende Operationsverfahren angewandt.

17. Sind schlechte Zähne erblich?
Nein. Die Zähne kommen gesund zur Welt. Allerdings können bestimmte Karieskeime auf die  bakterielle Mundflora des Kindes übertragen werden.

18. Warum ist Zahnpflege schon bei Kindern wichtig?

Gesunde Milchzähne sind für einen wohlausgeformten Kiefer wichtig. Zu früher Milchzahnverlust durch Karies und anschließender Extraktion bedeutet fast immer eine Stellungsanomalie der bleibenden Zähne. Gehen Sie mit Ihrem Kind rechtzeitig zum Zahnarzt. Sie und Ihr Kind erhalten dort eine professionelle Unterweisung dazu, wie Ihr Kind richtig die Zähne putzt.

19. Was ist eine Fissurenversiegelung?
Fissuren sind kleine, tiefliegende Rillen in den Kauflächen. Diese sind schwer zu reinigen und werden oft als erstes kariös. Mit der Fissurenversiegelung werden diese Rillen zugeschwemmt und Karies hat dann keine Chance mehr.

20. Können kranke Zähne den Körper krank machen?
Ja. Und zwar dann, wenn Bakterien via Karies am Zahn und dann über den Zahnnerv bis zur Wurzelspitze vordringen und dann von dort aus verschiedene Organe befallen können.

21. Bis zu welchem Alter kann ich schiefe Zähne regulieren lassen?
Grundsätzlich gibt es keine Altersbegrenzung. Es gilt jedoch die Regel: je älter, desto schwieriger.

22. Muss ich Weisheitszähne entfernen lassen?
Das hängt davon ab: Ist der Kiefer groß genug, die Weisheitszähne in regelgerechter Stellung aufzunehmen, gibt es keinen Grund sie zu entfernen. Bei retinierten und verlagerten Weisheitszähnen, nach kieferorthopädischer  Behandlung und bei häufigen Entzündungen sollten sie entfernt werden.

23. Sollen Zahnlücken geschlossen werden?
Wenn Zähne aus einer geschlossenen Zahnreihe entfernt werden müssen, ist es besser, die entstandene  Lücke zu schließen. Die Zahnreihen sind nicht mehr stabil, und die Zähne verschieben sich, der Zusammenbiss der Zähne verändert sich. Das kann zu Funktionsstörungen des Kiefergelenkes führen.

24. Wurzelbehandlung oder Zahnextraktion, was ist besser?
Wenn Karies bis zum Zahnnerv vorgedrungen ist, dann geht dies meist mit einer Entzündung und starken Zahnschmerzen einher. Entweder wird der Zahn gezogen, oder der Zahnarzt versucht, mit einer Wurzelbehandlung den Zahn zu retten. Dabei wird das entzündliche Nervgewebe - selbstverständlich unter örtlicher Betäubung - entfernt, der Wurzelkanal gesäubert, vergrößert und schließlich mit einer Wurzelfüllpaste abgefüllt. Wurzelbehandelte Zähne können für den Gesamtorganismus ein Herdgeschehen auslösen.

25. Was eignet sich besser als Füllungsmaterial - Gold oder Keramik?
Gold ist  in der Zahnheilkunde nach wie vor das am besten zu verarbeitende Material. Es ist passgenau und mundverträglich. Leider hat es gravierende kosmetische Nachteile:Keramikfüllungen sind kosmetisch super – da kann ein Laie nicht mehr sehen was ist eigener Zahn und was ist Ersatz. Keramikinlays sind allerdings diffiziler in der Herstellung und auch in der Funktion. Sie bedürfen einer permanenten Kontrolle durch den Zahnarzt, der auf Randspaltenbildung und auf Bruch kontrollieren muss.

26. Wann muss ein Zahn überkront werden?
Wenn Karies den Zahn so stark zerstört hat, dass eine Füllung nicht mehr hält oder die Gefahr besteht, dass der Zahn unter Belastung seine restliche Substanz verliert und dann nicht einmal mehr eine Krone möglich ist.

27. Wie gut sind Implantate?
Implantate sind mittlerweile aus der Zahnmedizin nicht mehr wegzudenken. Es gibt verschiedene Indikationen, bei denen sie inzwischen zum Muss geworden sind. Bei Einzelzahnverlust und gesunden Nachbarzähnen ist ein Implantat das Mittel der Wahl. Bei einem unbezahnten Unterkiefer und schlechten anatomischen Bedingungen kann mit Implantaten dem Patienten ein großes Stück Lebensqualität zurückgegeben werden. Immer dann, wenn durch Implantate ein herausnehmbarer Zahnersatz vermieden werden kann, sind Implantate bei der Versorgung zu berücksichtigen. Einige Kassen übernehmen die Kosten dafür. Bei der Versorgung mit Implantaten ist eine besondere Mundhygiene zu beachten, aber diese erklärt Ihnen die Prophylaxehelferin.

28. Was darf die Zahnarzthelferin?
Die Zahnarzthelferin darf nach entsprechenden Fortbildungen bei Patienten Zahnstein entfernen, über Karies- und Zahnfleischerkrankungen aufklären, Zähne fluoridieren und versiegeln, die professionelle Zahnreinigung durchführen, Röntgenaufnahmen erstellen, Provisorien herstellen, bei Kindern Zahnbeläge anfärben und Zahnputzinstruktionen weitergeben. Und ganz wichtig: auch bei der Ernährungsberatung fällt ihr eine wichtige Aufgabe zu.

29. Ist Schwangerschaft gleichbedeutend mit Zahnverlust?
Nein. In der Schwangerschaft findet durch die hormonelle Umstellung eine Veränderung in den Schleinhäuten statt. Diese Veränderungen machen auch vor dem Zahnfleisch keinen Halt. Eine leichte Schwangerschaftsgingivitis ist fast bei allen Frauen in dieser Zeitspanne festzustellen. Aber: je gepflegter und gesünder das Gebiss vor der Schwangerschaft war, umso geringer sind auch die Zahn- und Zahnfleischprobleme während der Schwangerschaft.

30. Was muss die schwangere Frau im Hinblick auf die Zahngesundheit des noch ungeborenen Kindes beachten?
Die zahngesunde Ernährung für uns alle  fängt bei der werdenden Mutter an. Die Bildung der Zahnanlagen beginnt ab der sechsten Schwangerschaftswoche, und im dritten und vierten Schwangerschaftsmonat werden die Zahnkronen der Milchzähne gebildet. Die dafür benötigten Mineralstoffe muss die werdende Mutter durch ihre eigene richtige und ausgewogene Ernährung  zur Verfügung stellen. Wichtige Stoffe sind: Kalzium, Phosphor, Eisen, Vitamine, Spurenelemente, Eiweiße.
Bei einer ausgewogenen Ernährung, bestehend aus Milch und Milchprodukten, Getreideprodukten, Obst, Gemüse, Salat, Fisch und Fleisch ist eine vollwertige Versorgung mit den notwendigen Nährstoffen gesichert.
Die werdende Mutter ihrerseits sollte sich vor, zu Beginn  und gegen Ende der Schwangerschaft zahnärztlich untersuchen und beraten lassen.

31. Zahnärztliche Behandlungsmaßnahmen während der Schwangerschaft?
Während der Schwangerschaft sollten größere zahnärztliche Maßnahmen vermieden werden. Besonders sollten keine Amalgamfüllungen entfernt werden oder gar Amalgamsanierungen durchgeführt werden. In den ersten drei Monaten sollten, wenn es geht, nur Prophylaxemaßnahmen durchgeführt werden. Notfallmäßig sind natürlich Schmerzbehandlungen durchführbar. Besser ist natürlich eine prophylaktische zahnärztliche Untersuchung und gegebenfalls Behandlung vor der Schwangerschaft.

32. Schnuller, Daumenlutschen zulassen, verbieten, wenn ja, wann?

Fakt ist, dass für die gesunde Entwicklung des Babys das Stillen das gesündestes ist. Es gibt aber auch  intrauterine Bilder  von Ungeborenen, die bereits Daumenlutschen. Also scheint das ein ureigenstes Bedürfnis zu sein.
Zahnmedizinisch wünschenswert ist - wenn schon - dann das Schnullerlutschen. Das lässt sich irgendwann leichter abstellen. Der Zeitpunkt  zum Abstellen ist mit dem Zahnwechsel gegeben, also spätestens mit fünf, sechs Jahren. Etwas Schlimmes können Eltern ihren Kleinkindern antun, und das sind Flaschen, gefüllt mit Früchtetee oder Apfelsaftschorle, an denen die Kinder Tag und Nacht nuckeln. Die Kinder sind zwar ruhig, aber die Milchzähne verfaulen.